1. Buch: Drohende Schatten
Original: Eye of the World (Part 1)
Emondsfeld
Der erste deutsche Band beginnt mit einer Beschreibung des Dorfes Emondsfeld und seiner Bewohner. Die Hauptfigur Rand al’Thor, ein junger Mann um die 18, liefert mit seinem Vater Tam Schnaps zum Frühlingsfest Bel Tine ins Dorf. Sie müssen dafür mehrere Stunden laufen, da sie auf einem abgelegenen Hof wohnen. Während ihrer Reise sieht Rand plötzlich einen Mann im schwarzen Kapuzenmantel auf einem Pferd, der sie zu verfolgen scheint. Da er ein ungutes Gefühl bei diesem Anblick empfindet, macht er seinen Vater darauf aufmerksam, doch die seltsame Erscheinung verschwindet ohne Spuren zu hinterlassen, bevor Tam ihn bemerkt.
Im Dorf werden weitere Charaktere vorgestellt, allen voran Rands gleichaltrige Freunde Mat Cauthon und Perrin Aybara. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden den unheimlichen Kerl auch gesehen haben, allerdings glauben ihnen die meisten Einwohner nicht. Egwene al’Vere, die Tochter des Bürgermeisters, hat ihren ersten Auftritt. Sie ist eine Freundin von Rand, und beide gehen von einer zukünftigen Heirat aus. Die jungen Leute unterhalten sich aufgeregt über die Ankunft von Fremden zum Bel Tine: Eine hohe Lady namens Moiraine sei vor kurzem mit ihrem Leibwächter Lan eingetroffen, ebenso ist der Gaukler Thom Merrilin zum Fest gekommen. Moiraine tritt auch kurz danach in Erscheinung, als sie den drei Jungen eine besondere Münze als Bezahlung für zukünftige Botengänge gibt. Der fahrende Händler Padan Fain trifft ebenfalls ein und berichtet von einem Krieg in Ghealdan, der durch einen Falschen Drachen ausgelöst wurde (Logain).
Angriff der Trollocs
Da sie den Bauernhof bewirtschaften müssen, kehren Rand und Tam nach einigen Stunden zurück. Beim Abendessen gibt Tam Rand sein Schwert, das er vor langen Jahren auf einer Reise erworben hat. Die Besonderheit: Es trägt ein Reiherzeichen – ein solches Schwert wird nur von Meistern getragen. In der Nacht wird der Hof plötzlich von Trollocs überfallen, die normalerweise niemals soweit südlich angetroffen werden können. Die beiden können entkommen, aber Tam ist von einer vergifteten Klinge verletzt worden und fällt ins Delirium.
Rand schleicht sich noch einmal ins Haus zurück, um Vorräte und eine Trage für seinen Vater zu improvisieren. Dabei stößt er auf einen Trolloc, der ihm in menschlicher Sprache sagt, ein Myrddraal wolle ihn sehen. Als er aber kurz danach angreift, rennt er in das Reiherschwert und stirbt. Da das Pferd Bela geflohen und ihr Karren zerstört ist, baut er aus den Resten eine improvisierte Trage für Tam. Damit trägt er den heftig im Fieber vor sich hinmurmelnden Mann durch den nächtlichen Wald nach Emondsfeld, immer wegen der Angreifer die Straße meidend.
Während dieser Aktion beginnt Tam über die Schlachten seiner Jugend gegen die Aiel zu phantasieren. Dabei handelt es sich um den Krieg der Stadt Cairhien unter König Laman gegen die Aiel – harte und äußerst gefährliche Kämpfer der gleichnamigen Wüste. Vor über 100 Jahren hatten die Aiel einen Schößling des legendären Avendesora (Baum des Lebens) dem König der Stadt zum Zeichen des Friedens geschenkt. Doch Laman ließ Avendoraldea abholzen, woraufhin es zum Krieg kam. Tam beschreibt in seinen Fieberphantasien, wie er das neugeborene Kind einer gefallenen Aielfrau fand und es gemeinsam mit seiner Frau unter dem Namen „Rand“ aufzog. Dieser ist innerlich stark verunsichert, ob die Geschichte eine Phantasie oder wahr ist.
Im Dorf stellt Rand fest, dass die Trollocs auch hier gewütet haben, denn die Hälfte der Häuser ist verbrannt und verkohlt. Die Seherin Nynaeve sagt, ihre Heilkunst reiche nicht aus, um Tam zu helfen. So geht sie schnell mit ihrer Gehilfin Egwene weiter, um andere Leute zu verarzten. Verzweifelt bringt Rand seinen Vater in die Schenke, die zugleich das Haus des Bürgermeister Bran al’Vere ist (und Egwenes Vater). Dort erfährt er, dass der Angriff der Trollocs von Moiraine und Lan zurückgeschlagen wurde. Sie ist eine Aes Sedai, eine Zauberkundige, während Lan als hervorragender Schwertkämpfer traditionell die Rolle des Behüters einnimmt. Da Aes Sedai auch mithilfe der Einen Macht zu heilen imstande sind, bittet Rand sie widerwillig um Hilfe, obwohl er Angst hat, hinterher in ihrer Schuld zu stehen.
Es gelingt Moiraine tatsächlich, Tam unter Hinzuziehung eines Angreal (ein Gegenstand, der die Eine Macht verstärkt) zu heilen, obwohl er noch wochenlang bettlägerig bleiben wird. Ursache war eine in Thakan’dar (Tal am Hang des Shayol Ghul, wo der Dunkle König haust) geschmiedete Klinge, die Wunden mit tödlichen Vergiftungen verursachen. Um Rand abzulenken, erzählt der Behüter ihm, was es mit dem kapuzenverhüllten Mann auf sich hat: Es handelt sich um einen Myrddraal (auch Blasser oder Lurk genannt), die von den halbmenschlichen Trollocs abstammen. Ihre menschlichen Merkmale sind stärker ausgeprägt, ebenso ihr Verstand, der sie zu Anführern von Trolloc-Horden macht. Sie besitzen keine Augen, obwohl sie hervorragend sehen können. Ihr augenloser Blick lähmt die meisten Menschen vor Furcht. Sie sind ernst zu nehmende Gegner, wobei es Moiraine und Lan nicht gelang, den hiesigen Myrddraal zu töten – er wurde lediglich in die Flucht geschlagen.
Flucht aus den Zwei Flüssen
Die beiden klären den Jungen darüber auf, was im Dorf tatsächlich geschehen ist: Die Trollocs haben nicht blind alles niedergebrannt, sondern gingen mit den Angriffen gezielt vor: Im Zentrum standen Rands Bauernhof, das Anwesen der Cauthons (Mats Familie) und die Schmiede, in der Perrin Aybara Lehrling war. Sie sind davon überzeugt, dass der Dunkle König einen dieser 3 jungen Männer haben möchte, wobei der Grund im Unklaren bleibt. Daher müssen sie nach Tar Valon fliehen, um das Dorf vor weiteren Angriffen dieser Art zu schützen. Es wird ein überstürzter Aufbruch in der Nacht. Egwene und Thom Merrilin schließen sich der Gruppe aus Abenteuerlust an. Sie reiten nicht unbewaffnet: Rand hat das Reiherschwert dabei, Perrin nimmt eine große Axt mit halbmondförmiger Schneide mit, und Mat trägt seinen Langbogen.
Kurz nach ihrer Abreise zeigt sich am Himmel ein Draghkar – ein geflügeltes, vampirähnliches Wesen des Dunklen Königs, das für den Myrddraal kundschaftet. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als schneller zu reiten, was nur mit Hilfe von Moiraine gelingt, die mit der Macht die Erschöpfung der Pferde lindert. Seltsamerweise ist Egwenes Stute Bela weniger erschöpft als die anderen Pferde, obwohl Rand vor allem wegen ihr ein Zurückbleiben gefürchtet hat. Um den Draghkar zu verwirren, lässt Moiraine dichten Nebel aufkommen, in dessen Schutz sie das gesamte Gebiet der Zwei Flüsse durchreiten, bis sie im Dorf Taren-Fähre am großen Fluss Taren ankommen. Ein unsympathischer Mann namens Hochturm bringt sie mit der Fähre über den großen Fluss, aber erst nach einer großzügigen Bestechnung durch Lan. Hinterher versenkt Moiraine die Fähre mithilfe der Macht, damit die Trollocs diesen Weg nicht nehmen können.
Bei ihrer ersten Rast erfährt Egwene, dass sie in der Lage sein soll, die Macht zu gebrauchen. Unter Moiraines Anleitung gelingen ihr erste Versuche, Saidar, die weibliche Hälfte der Wahren Quelle, zu berühren. Lan unterrichtet die drei jungen Männer im Umgang mit ihren Waffen, wobei besonders Rand die ersten Fechtfiguren im Schwertkampf erlernt. Thom gibt ihnen ebenfalls Unterricht im Jonglieren und Musizieren.
Baerlon
Als sie schließlich die Kleinstadt Baerlon erreichen, warnt Moiraine sie eindringlich davor, irgendetwas über Kreaturen des Dunklen Königs verlauten zu lassen, da viele Menschen das falsch interpretieren könnten. Darüber hinaus gibt es in allen Städten Schattenfreunde – Menschen, die sich dem Bösen angeschlossen haben und als Kundschafter dienen. Daher sind Moiraine und Lan hier nur unter den Decknamen Alys und Andra bekannt.
Im Gasthaus „Zum Hirsch und Löwen“ sind die beiden beim Wirt Fitch bestens bekannt. Nach einer Woche auf der Straße beschließen sie, den gesamten folgenden Tag in Baerlon zu verbringen und erst am Morgen darauf wieder aufzubrechen. Die Zustände in dieser Stadt sind schlimm, da aufgrund des ausbleibenden Frühlings die Nahrungsvorräte ausgehen und Flüchtlinge aus Ghealdan kommen, wo der Falsche Drache Logain eine Schlacht gegen Aes Sedai gewonnen hat.
Rand hat einen weiteren Alptraum von einem Mann, der sich selbst Ba’alzamon nennt, was in der Trolloc-Sprache „Dunkler König“ bedeutet. Er ist ein gutaussehender Mann in mittleren Jahren, dessen Mund und Augen immer wieder zu Flammenhöhlen werden. Er redet vom „Auge der Welt“, womit Rand zunächst nichts anfangen kann und nennt die Namen von Falschen Drachen, die in der Vergangenheit von Aes Sedai getötet wurden. Anscheinend sucht er den echte Wiedergeborenen Drachen, auch genannt Lews Therin, weiß jedoch nicht, welcher der drei Jungen es ist. Am Schluss bricht er mit der Macht einer Ratte das Rückgrat. Zu seinem Erschrecken stellt Rand tatsächlich am nächsten Morgen fest, dass überall in der Schenke tote Ratten mit gebrochener Wirbelsäule gefunden wurden. Auch Mat und Perrin hatten Alpträume, in Perrins Fall sogar so arg, dass er krank im Bett bleiben möchte, während Rand auf eigene Faust die Stadt erkundet.
Im Hinterhof der Schenke trifft er auf eine junge Frau namens Min, die kurzgeschnittene dunkle Haare hat und in Hosen und Männerjacken gekleidet ist. Überraschenderweise kennt sie Moiraines wahren Namen und ist ebenso darüber im Bilde, dass sie eine Aes Sedai ist. Auf eine Weise, die selbst Moiraine nicht erklären kann, ist sie in der Lage, Teile des Musters zu erkennen – sprich: Sie sieht Bilder um die Köpfe mancher Personen, die sie oftmals nur schwer interpretieren kann, jedoch immer eintreffen. Zu Rand sagt sie einige verstörende Dinge: Obwohl er Egwene liebt, seien sie nicht füreinander bestimmt. Stattdessen würde er Min zwangsläufig wiedersehen.
Kurz darauf trifft Rand auf den fahrenden Händler Padan Fain, der nach dem Angriff auf Emondsfeld verschollen war, so dass jeder annahm, er wäre gefangen oder getötet worden. Sobald er Rand erkennt, flieht er vor ihm, bis er in eine Sackgasse gerät. Fain ist schmutzig, mit zerrissenen Kleidern und wirkt auch sonst heruntergekommen. Rand bittet ihn, zur Schenke mitzukommen, aber er weigert sich aus Angst vor der Aes Sedai. Schließlich schafft er es, an Rand vorbei zu laufen und in der Menge zu verschwinden.
Mat trifft sogleich ein und hat den Händler noch rennen gesehen. Nach einem Gespräch über ihre merkwürdigen, realistischen Alpträume beschließen sie, Thom einzuweihen, jedoch Moiraine nichts davon zu erzählen, da Ba’alzamon sie vor ihr warnte. Auf dem Weg zurück zur Herberge spielt Mat 3 Weißmänteln (Kinder des Lichts) einen Streich, indem er Fässer von einem Karren rollen lässt, so dass diese mit Schlamm bespritzt werden. Rand, der sich krank und halb irrsinnig fühlt, steht offen da und lacht sie aus, obwohl sie ihn bedrohen und als Schattenfreund denunzieren. Nur die Ankunft der Stadtwache hält sie davon ab, ihm etwas anzutun.
Unterdessen ist die Dorfseherin Nynaeve in der Schenke eingetroffen. Zu Lans großem Erstaunen war sie in der Lage, ihren Spuren zu folgen, was nur die erfahrensten Fährtenleser zuwege bringen. Eigentlich ist sie gekommen, um die Ausreißer zurück zu holen, jedoch lässt sie sich unter einigen Mühen davon überzeugen, dass ihre Flucht nach Tar Valon notwendig ist. Später berichtet sie Rand, dass Moiraine Interesse daran gezeigt habe, ob einer der 3 jungen Männer außerhalb der Zwei Flüsse geboren sei, was bei ihm selbst zutrifft, da er als Baby in die Zwei Flüsse kam. Tam war allein fort gewesen und mit seiner ausländischen Frau Kari und dem Kind heim gekommen.
Am Abend begegnet Rand einem Myrddraal in der Schenke, der ihren Aufenthaltsort von jemandem erfahren haben muss. Dieser tötet ihn nicht, da er für den „Großen Herrn“ bestimmt sei und flieht, als Lan herbei eilt. Daraufhin reist die Gruppe ohne Verzögerung ab. Am östlichen Stadttor gibt es Probleme mit den Weißmänteln, die vom gleichen Offizier (Lord Bornhald) angeführt werden, wie diejenigen, mit denen sich Rand tagsüber angelegt hatte. Er ist bereits vollkommen überzeugt davon, dass sie allesamt Schattenfreunde seien, zumal da sie mitten in der Nacht eine sichere Stadt verlassen wollen. Als er den Befehl zum Angriff gibt, vergrößert sich Moiraine mithilfe der Einen Macht zu einer Riesin. Dies führt zu einer so großen Ablenkung, dass die Kinder des Lichts keine Gefahr mehr darstellen. Nach dem Verlassen der Stadt stellen sie fest, dass ihre Schenke in Baerlon brennt.
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